‚Ärzte regieren die Stadt‘: Roman Załuski’s Film Zaraza / Die Epidemie und der Pockenausbruch im Jahr 1963 in Wrocław

Autor/innen

DOI:

https://doi.org/10.17892/app.2021.00012.253

Schlagworte:

Roman Załuski, Polen, Wrocław, polnisches Kino, Autoritarismus, Epidemie, Pocken, Kommunismus, Ärzte.

Abstract

Unter Anwendung von Filmanalyse sowie primärer und sekundärer Quellen untersucht dieser Aufsatz Roman Załuskis Zaraza / Die Epidemie, 1971, der einzige Pandemie-Film, der bislang in Polen produziert wurde. Der Film geht auf den 1963 erfolgten Ausbruch der Pocken in Wrocław zurück, einer der letzten solchen Ausbrüche jener Krankheit in Europa. Die Epidemie führte zu 99 Infektions- und sieben Todesfällen. Die Behörden reagierten mit einer Massenimpfung, die 426,000 Menschen (95% der Stadteinwohner) umfasste, mit der Zwangsisolierung infizierter Patienten und all derjenigen, die mit ihnen in Kontakt traten, und mit der Absperrung der Stadt. Im September 1963, zwei Monate nach Entdeckung der Infektionen, wurde Wrocław als frei von der Krankheit erklärt. Załuskis Film zeigt den Verlauf der Epidemie sowie die von den Gesundheitseinrichtungen und Behörden aufgegriffenen Maßnahmen. Dennoch bietet der Film keine präzise dokumentarische Rekonstruktion der Ereignisse aus dem Jahr 1963. Vielmehr strebte Załuski – eigenen Angaben nach – an, eine universelle, realistische Geschichte der medizinischen und sozialen Reaktionen auf den Ausbruch einer Seuche zu zeigen. Er änderte die Namen echter Menschen und führte fiktive Nebenhandlungen und Charaktere ein, einschließlich den Hauptprotagonisten, den Epidemiologen Adam Rawicz (Tadeusz Borowski). Der vorliegende Aufsatz konzentriert sich auf Załuskis Darstellung der Epidemie, insbesondere seine filmische Behandlung der Mitarbeiter des Gesundheitswesens, die medizinischen Prozeduren sowie die sozialen Reaktionen. Der Aufsatz argumentiert, dass Załuskis Repräsentation des Kampfes gegen die Pandemie kaum universal ist und unterscheidet sich merklich von westlichen Kinokonventionen. Gedreht im kommunistischen Polen, Die Epidemie stellt den Ausbruch einer ansteckenden Krankheit und deren Behandlung in einem nicht demokratischen Staat unter Staatssozialismus dar. Aus diesem Grund bietet der Film wertvolle Einsichten in die Beziehung der damaligen Ärzte zum autoritären Staat.

Autor/innen-Biografie

Mikołaj Kunicki, University of Wrocław

Mikołaj Kunicki is an Adjunct Professor at the Institute of Journalism and Social Communication, University of Wrocław. Before coming to Wrocław, he taught history at the University of Oxford, University of Notre Dame and University of California at Berkeley. From 2013 to 2016 he was the director of Programme on Modern Poland in St Antony’s College. Kunicki received his PhD in History from Stanford University in 2004. His research concentrates on communism, nationalism, authoritarianism and their relationships with popular cultures of cinema and performing arts. He is the author of Between the Brown and the Red: Nationalism, Catholicism and Communism in Twentieth Century Poland (Ohio University Press, 2012) as well as articles and book chapters on 20th-century Polish and European history, cinema, nationalism and contemporary politics.

Veröffentlicht

2021-04-26

Zitationsvorschlag

Kunicki, Mikołaj. 2021. „‚Ärzte Regieren Die Stadt‘: Roman Załuski’s Film Zaraza Die Epidemie Und Der Pockenausbruch Im Jahr 1963 in Wrocław“. Apparatus. Film, Medien Und Digitale Kulturen in Mittel- Und Osteuropa, Nr. 12 (April). https://doi.org/10.17892/app.2021.00012.253.

Ausgabe

Rubrik

Pandemie-Filme im Mittel- und Osteuropa

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