Eldar Šengelajas “Blaue Berge oder Eine unwahrscheinliche Geschichte”
rick Track Trolling des sowjetischen Systems
DOI:
https://doi.org/10.17892/app.2025.00020.387Schlagworte:
Eldar Šengelaja, Gia Kančeli, Levan Paataschvili, Sesilia Takaišvili, Revaz Čeishvili, Kote Mikaberidze, Mikheil Kobachidze, Gega Kobachidze, Tengiz Abuladze, Jurij Bogomolov, Bidzina Iwanišvili, Tea Zulukiani, Sowjetunion, Georgische SSR, Tsisperi mtebi anu daujerebeli ambavi, Šerekilebi, Arachveulebrivi gamop'ena, Monanieba / Die Reue, Chemi bebia / Meine Großmutter, Perestroika, Stagnation, Partei „Georgischer Traum“, Bürokratie, Absurdität, Sovexportfilm, georgischer Film, georgische Literatur, nationales KinoAbstract
Eldar Šengelajas Spielfilm ცისფერი მთები, ანუ დაუჯერებელი ამბავი / Tsisperi mtebi anu daujerebeli ambavi / Blaue Berge oder Eine unwahrscheinliche Geschichte ist im heutigen georgischen politischen Kontext ebenso aktuell wie bei seiner Erstaufführung 1983. Der vorliegende Artikel untersucht das politische Umfeld und die zeitgenössische Rezeption des Films und analysiert die visuellen, dramaturgischen und filmtechnischen Strategien – insbesondere Wiederholung, Absurdität und Allegorie – mit denen Šengelaja politische Kommentare inszeniert. Eine Rückschau auf frühere Werke des Regisseurs, vor allem არაჩვეულებრივი გამოფენა / Arachveulebrivi gamop'ena / Eine ungewöhnliche Ausstellung und შერეკილები / Šerekilebi / Die Exzentriker (1974), erweist sich dabei als unerlässlich: Zusammen mit Blaue Berge bilden sie die bedeutendste Trilogie seines Œuvres. Der vergleichende Zugriff ermöglicht zugleich eine Neubewertung von Jurij Bogomolovs einflussreichem Aufsatz von 1978, in dem Kernkritiken an Šengelajas Werk wie auch an der georgischen Kinolandschaft formuliert wurden. Bogomolovs Beitrag löste einen intensiven Dialog zwischen georgischen und russischen Filmschaffenden aus, unter anderem in der Redaktion von Iskusstvo kino in Moskau. Aus georgischer Perspektive galt der Artikel als imperialer Angriff auf das nationale Kino. Diese Analyse rückt folglich die komplexen politischen und kolonialen Rahmenbedingungen des georgischen Films in den Mittelpunkt und weist darauf hin, dass jede Diskursführung ohne historische Bezugnahme zwangsläufig verkürzt bleibt. Zeitgenössische georgische Regisseur*innen reflektieren zunehmend die Traditionen ihres Kinos, das sich aus Widerstandserzählungen ebenso speist wie aus opportunistischer Anpassung. Junge Filmschaffende zitieren Šengelajas Werke, um gegenüber der politischen Elite kreative Autonomie einzufordern. Vierunddreißig Jahre nach der Befreiung Georgiens von der sowjetischen Besatzung verlangen sie damit dasselbe, was Šengelaja bereits zu Beginn seiner Karriere einforderte: Freiheit.

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